Sprungnavigation
Navigation
Inhalt

Interventionelle Onkologie

Definition:

Die Interventionelle Onkologie fasst Verfahren in der Behandlung von bösartigen Tumoren zusammen, die einerseits bildgesteuert sind, das heißt, dass der Eingriff mit Ultraschall, Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder Röntgendurchleuchtung kontrolliert und verfolgt werden kann unddie andererseits auch minimal-invasiv sind, das heißt, dass diese Verfahren durch die Einbringung von Kanülen entweder in Form von dünnen Nadeln entweder direkt durch die Haut oder in Form von dünnen Kathetern durch die Blutgefäße durchgeführt werden können.
Dementsprechend muß in den meisten Fällen keine Vollnarkose, sondern nur eine leichte Sedierung (Sedoanalgesie) vorgenommen werden.

Die minimal-invasive Tumorbehandlung hat in der letzten Zeit durch die Einführung neuer Substanzen und technischer Mittel wesentliche Fortschritte gemacht und steht heutzutage als eigenständige Säule neben der chirurgischen (Operation), der internistischen (Chemotherapie) und der strahlentherapeutischen (Bestrahlung) zur Verfügung.

In vielen Fällen werden interventionell-onkologische Verfahren zusätzlich zu einer konventionellen (chirurgischen oder internistischen) Therapie ausgeführt, um deren Wirkung zu verstärken. In manchen Fällen können interventionell-onkologische Verfahren angewendet werden, wenn eine chirurgische oder chemotherapeutische Behandlung nicht möglich ist oder nicht mehr angesprochen hat.

Im Folgenden werden die wichtigsten an unserer Klinik angebotenen Verfahren der Interventionellen Onkologie kurz vorgestellt.


1. Chemoembolisation

Bei der Chemoembolisation werden durch einen in die Arterie eingebrachten Katheter jene Arterienäste verschlossen, die den Tumor mit Blut versorgen. Der Verschluß geschieht zumeist durch die Einspritzung eines Gemisches aus einem Chemotherapeutikum mit Öltröpfchen. Auf diese Weise wird einerseits die Blut- und somit die Sauerstoffversorgung des Tumors unterbunden, und andererseits gelingt es so, eine wesentlich höhere Dosis an Chemotherapeutikum in den Tumor zu bringen, als dies durch eine konventionelle Chemotherapie mit Infusion in die Vene möglich wäre.

Eine Weiterentwicklung der Chemoembolisation gelang durch die Herstellung spezieller kleiner Kunststoffpartikel mit 0,3 bis 0,7 mm Durchmesser, die an ihrer Oberfläche mit dem Chemotherapeutikum beschichtet werden und ebenfalls in den dünnen Arterienästen im Tumor stecken bleiben und dort das Chemotherapeutikum in hoher Konzentration an den Tumor abgeben. Die Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie ist führend an einer europaweiten Studie beteiligt, in der der positive Effekt dieser Partikel nachgewiesen werden konnte.

Die Chemoembolisation kann insbesondere bei Tumoren oder Metastasen in der Leber angewendet werden, da die Leber zwei unabhängige Blutversorgungen aufweist (einerseits die Leberarterie, andererseits die Pfortader) und ein Verschluß der Arterie dem gesunden Lebergewebe weniger schadet, als dem Tumorgewebe.
Allerdings können auch bestimmte bösartige Veränderungen des Knochens (insbesondere schmerzhafte Skelettmetastasen), unter Umständen auch andere Tumore mit Chemoembolisation behandelt werden.


2. Radioembolisation

Alternativ zur Chemoembolisation wurden in jüngerer Zeit auch Partikel entwickelt, die in die tumorversorgenden Arterien eingespritzt werden können, und die mit einer stark radioaktiven Substanz beschichtet sind, deren Strahlung jedoch nur eine sehr kleine Reichweite besitzt und deren Aktivität nach einigen Tagen wieder abklingt.
Diese Partikel bestehen aus Kunststoff oder Glas und enthalten Yttrium-90.
Sie wurden speziell für die Behandlung bösartiger Tumore oder Absiedelungen der Leber konzipiert.

In Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Nuklearmedizin bietet die Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie dieses Verfahren seit 2007 an. Bei einer Behandlung mit diesen Partikeln kann im Tumor eine äußerst hohe und stark wirksame Strahlendosis erzielt werden, während das übrige Gewebe und der gesamte Körper nur einer sehr geringen Strahlendosis ausgesetzt werden.

Dieses Verfahren erfordert einige vorbereitende Untersuchungen, in denen sichergestellt wird, dass die Arterien, für die die Behandlung geplant ist, tatsächlich nur das Tumorgewebe versorgen, um eine fehlerhafte Verteilung der Partikel und die Schädigung von anderen Organen wie etwa der Bauchspeicheldrüse oder der Lunge oder des Magens auszuschließen.

Angewendet wird die Radioembolisation bei Tumorerkrankungen der Leber, wenn die Erkrankung ausschließlich oder fast ausschließlich auf die Leber beschränkt ist.


3. Thermoablation

Unter Thermoablation wird eine Reihe von Verfahren zusammengefasst, denen gemeinsam ist, dass durch das Einstechen einer nadelförmigen Antenne durch die Haut in den Tumor der Leber, der Lunge, der Niere, des Knochens oder anderer Organe mit Hilfe von elektrischer Energie in einem 5-7 cm großen Areal eine derartige Hitze erzeugt wird, dass die dort befindlichen (Tumor)-Zellen absterben.
Je nach Verfahren handelt es sich bei der angewendeten Energie um Radiofrequenz, Mikrowellen oder sehr starke Stromimpulse.

Die Methoden der Thermoablation sind überall dort anwendbar, wo der Tumor kleiner als 5-7 cm ist und eine begrenzte Zahl von einzelnen Tumoren in dieser Größe vorliegt.
Zusätzlich dürfen im Bereich des Tumors, der behandelt werden soll, keine Organe liegen, bei denen die Wärme gefährliche Schäden auslöst (z. B. Darm, Herz, Gallengänge). In den äußeren Bezirken der Lunge, der Leber, der Niere und anderer Organe kann dieses Verfahren jedoch mit sehr geringem Komplikationsrisiko angewendet werden.

Die Verfahren der Thermoablation werden auch oft als Ergänzung zu Operationen angewendet, etwa in Fällen, wo ein großer Lebertumor in einem Leberlappen chirurgisch entfernt wird und ein kleinerer Tumor im nicht entfernten anderen Leberlappen verbleiben würde. Hier kann mittels Thermoablation auch der restliche Tumor in bestimmten Fällen ausgeschaltet werden.


Interdisziplinäre Besprechungen

Die erfolgreiche Anwendung der Methoden der Interventionellen Onkologie erfordert eine enge Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten. Die Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie stellt Spezialisten für wöchentliche Besprechungen, in denen zusammen mit Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Spezialisten für das betroffene Organ und Radiologen ein optimaler Therapieplan für Tumorpatienten erstellt wird und Therapiemöglichkeiten aus unterschiedlichen Fachgebieten gleichzeitig und optimiert zur Anwendung kommen können.

Toolbox
Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie - AKH Wien

Währinger Gürtel 18–20
1090 Wien

Tel.: +43 (0)1 / 40 400-58020
Fax: +43 (0)1 / 40 400-58300
E-Mail: cvir@meduniwien.ac.at