Vertebroplastie
Unter "Vertebroplastie" versteht man sehr vereinfacht ausgedrückt das "Aufzementieren" von Wirbelkörpern, welche eingebrochen sind und dadurch Schmerzen verursachen. Die Methode wird tatsächlich bereits seit etlichen Jahren praktiziert, und bislang sind tausende Patienten behandelt worden. Durch die fortlaufende Entwicklung der Instrumente und des Materials ist die Methode nun tatsächlich so gut einsetzbar, dass sie mit einer sehr hohen Erfolgsrate angewandt werden kann: wir sind nun so weit, diesen minimal invasiven Eingriff in einer Behandlungszeit von zumeist unter einer Stunde und mit einer Krankenhausaufenthaltsdauer von nur einem Tag anzubieten.
Der Wirbelkörper
Die zumeist betroffenen Wirbelkörper sind jene der Lendenwirbelsäule. Sie sind relativ groß, dennoch aber jene, die am häufigsten von schmerzhaften Einbrüchen betroffen sind. Der Wirbelkörper besteht aus dem sogenannten Corpus und zwei schmäleren Ausläufern nach hinten, den Pedikeln, welche sich zum Rücken zu schließen. Zwischen 2 aufeinanderliegenden Wirbelkörpern werden im Bereich der Pedikel jeweils links und rechts Austrittstellen für Nerven ausgespart, die Neuroforamina. Diese spielen eine Schlüsselrolle, denn wenn ein Wirbelkörper zusammenbricht, besteht auch die Gefahr einer Einengung der Neuroforamina.
Innerhalb des geschlossenen Ringes von Corpus und Pedikeln liegt der Wirbelkanal.
Abbildung 1: Wirbelkörper mit Punktionsnadel
Im Bereich der Lendenwirbelsäule verlaufen hier lediglich Ausläufer von Nervenfasern, im Bereich der Brustwirbel und Halswirbelsäule jedoch das Rückenmark.
Wirbelkörpereinbrüche können aus verschiedenen Ursachen entstehen: Zumeist sind es sogenannte „osteopororitsche Einbrüche“, welchen eine Entkalkung und damit Schwächung der Wirbelkörper bei Osteoprose zugrunde liegt. Betroffen sind davon zumeist Frauen in und nach der Menopause. Wirbelkörperfrakturen können jedoch auch durch ein Trauma bedingt sein, oder in selteneren Fällen durch einen Tumor.
Vorbereitungsuntersuchungen
Grundlage der Behandlung ist die richtige Diagnose. Diese geschieht zunächst meist durch eine klinische Untersuchung, anschließend durch eine Röntgenuntersuchung. Hierbei reicht zunächst ein einfaches Röntgenbild. Wenn jedoch eine Behandlung geplant wird, sollte auch eine CT (Computertomographie) Untersuchung durchgeführt werden. Welcher Wirbelkörper für eine Behandlung geeignet ist kann nur der Experte beurteilen. Davon hängt auch der Erfolg der Behandlung ab. Diese Beurteilung erfolgt durch den Facharzt oder spezialisierten praktischen Arzt, den Sie zuvor unbedingt aufsuchen sollten. Erst nachdem eine sichere Beurteilung durchgeführt worden ist, kann die Indikation zur Behandlung gestellt werden und an der Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie durchgeführt werden.
Wenn eine gemeinsame Entscheidung zwischen Patienten, begutachtendem Facharzt und dem Interventinellen Radiologen, der den Eingriff durchführt, getroffen wurde, wird ein Termin vereinbart. Der Patient benötigt noch eine sogenannte „Interne Freigabe“, die bestätigt, dass der Eingriff von klinischer Seite durchgeführt werden kann, sowie ein aktuelles Blutbild mit einem sogenannten „Gerinnungsstatus“. Ein Aufklärungsgespräch, in dem der Patient nochmals genau informiert wird, wird am Vortag vor dem Eingriff stattfinden. Am Tag des Eingriffes muss der Patient nüchtern sein, jedoch allfällige vorgeschriebe Medikamente einnehmen.
Technik
Der Eingriff wird in Lokalanästhesie und unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Der Raum entspricht einem kleinen OP-Raum, wobei der Operationstisch jedoch ein Computertomograph ist, der eine unmittelbare Kontrolle und Steuerung des Eingriffes ermöglicht. Der Patient liegt am Bauch. Der Eingriff geschieht vom Rücken aus.
Abbildung 2: Eingriff in CT und seitlicher Durchleuchtung
Abbildung 3a,b: Punktion des Wirbelkörpers unter CT-Sicht
Die Größe des Einstiches entspricht lediglich der einer Punktionsnadel. Über einen am Computer errechneten kürzesten und sichersten Weg wird die Kanüle eingebracht, und kann ständig über einen Monitor überwacht werden. Sobald die Kanüle an richtiger Position, nämlich im Wirbelkörper ist, kann der nun ebenfalls steril vorbereite Knochenzement eingebracht werden. Auch dies geschieht wieder kontrolliert. Wenn der Zement an richtiger Stelle ist, kann die Kanüle sofort entfernt werden, und der Eingriff ist beendet. Der Patient könnte sofort wieder aufstehen, bleibt jedoch noch im Bett liegen, und wird auf sein Zimmer gebracht.
Sicherheit
Die großen technischen Apparate und der sterile OP Raum können den Patienten verunsichern. Durch diese Aufwendungen kann der Eingriff jedoch besonders präzise gesteuert werden, denn die Kanüle muss vorbei an den Nerven an einen bestimmten errechneten Platz im Wirbelkörper gebracht werden, welcher dann die größtmöglichste Stabilität bewirkt. Diese Kontrolle wird doppelt bewirkt- durch den Computertomographen und die Durchleuchtung. Der Eingriff sollte auch nur durchgeführt werden, wenn diese doppelte Sicherheit garantiert wird. Nur durch die genaue Steuerung können Fehler verhindert werden. Hinter all den Apparaten und den grünen Tischen und Tüchern stehen jedoch Menschen, mit denen Sie schon zuvor gesprochen haben, und mit denen Sie auch ständig während des Eingriffes kommunizieren können und die auf Ihr Befinden sofort reagieren können.
Nachbehandlung
Der Patient kann nach kurzer Liegezeit bereits wieder aufstehen, gehen und nach Belieben essen und trinken. Bei unkompliziertem Verlauf könnte der Patient bereits wieder am Abend nach einer nochmaligen Visite und Begutachtung des Arztes nach Hause gehen. Frühzeitige Kontrollen sind nur notwendig, wenn der Patient Beschwerden verspürt. Eine CT-Untersuchung nach 6 Monaten ist empfohlen.
Literaturverweise, Adressen
Spezialkliniken, welche die Vertebroplastie in Österreich anbieten:
KH der Elisabethinen, Linz, Abteilung für Radiologie OA Dr. Gschwaendtner
AKH Wien: Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie